on the other side

Thursday, September 28, 2006

Mildura











Ein Leben als Farmer...


Mildura war die Stadt unserer Hoffnung, die erste richtige oder auch laengerfristige Arbeit. Das mit der Arbeit hat auch relativ gut geklappt, doch sonst hat Mildura auf ganzer Strecke versagt. Die Unterkunft war ganz in ordnung nur ein wenig ueberteuert und der Besitzer zugleich auch Arbeitsvermittler war ein wie soll ich es formulieren, nicht ganz so netter Typ...

Aber alles zu seiner Zeit. Also angekommen in Mildura checkten wir in unserem bezauberden Hostel ein, wo es uns nicht verwaert war eines der schlechtesten Zimmer zu bekommen, und besichtigten im Anschluss die Stadt, soweit man es als solche bezeichnen kann. Man muckelt sie haette ca. 40.000 Einwohnen, doch ich weiss nicht wo sie die alle versteckt hielten als wir dort waren.Nach 5 Minuten in der Stadt wurde uns klar, hier ist mal gar nichts los und das einzige Zeichen von Zivilisation ist ein fast alltaegliches "Country Open Air" an dem ganz begeister alle Rentner (die wahrscheinlich dreiviertel der Einwohner ausmachen) teil. Sie sitzen mit ihren Campingstuehlen und Cowboyhueten ueberall in der Naehe der Buehne und wenn es auf dem begruenten Mittelstreifen der Fahrbahn ist (es liegt leider bis jetzt noch kein Foto von Milduras Atraktion vor, doch es wird daran gearbeitet).Um bei den Enttaeschungen zu bleiben, da wir an einem Donnerstag in dieser Weltstadt ankamen und wir erst Arbeit fuer die neue woche bekamen hatten wir also noch genug Zeit uns die Gegend etwas genauer anzusehen, da ja wie schon erwaehnt in der Stadt nichts los war (man wartete nur noch auf das Getruepp welches wie in alten Western durch die leeren Strassen weht). Es gab in der Naehe (150 Km entfernt, davon 100 Km Buggelpiste) einen Nationalpark, welcher laut Reisefuehrer ein schoener sein sollte. Er war es auch leider nur laut Reisefuehrer und bestaetigte unsere Meinung das Mildura nur ein kurzfristiger Halt zum Arbeiten bleiben wird.Um auch mal ein paar positive Saetze zu verlieren, wir hatten abends im Hostel wenigstens ein wenig Spass. Wir lernten dort eine vierkoepfige Gutelaune-Truppe, bestehend aus zwei Flensburgern und Dresdnern kennen, welche den allabendlichen Umsatz der dortigen Bar durch dezenten Biergenuss enorm nach oben schraubte.

Aber nun zum Hauptteil, der Arbeit.Wer Geld braucht ist ja nicht arbeitsscheu und auch nicht gerade waehlerisch, aber auch meistenfalls nicht vom Glueck verfolgt. So auch wir nicht...Unsere Arbeit bezog sich grundlegend auf das Pflanzen von Weinreben, um es mal kurz zu umreizen.Wir waren fuenf Leute und meine Arbeit bestand darin Loecher in den Boden zu Drehen mit einem Arbeitsutensil welches gluecklicher Weise kurz zuvor mit einem Rostschutz besprueht wurde der sich schon nach einigen Minuten des Arbeitens einen neuen Haftgrund in Form meiner Handflaeche zu eigen machte. Wie gesagt, Loecher bohren, dieses Arbeitsgeraette hatte gluecklicher Weise noch eine Schlauchverbindung zu einem Wassertank. Das dort befindliche Wasser sollte nicht nur das Bohren um einiges erleichtern, doch tat dies nicht im Geringsten wenn man im Untergrund auf Steine traf (was natuerlich nur aeussest selten vorkam) sondern auch gleichzeitig den Wasserbedarf der zu Pflanzenden Rebe decken sollte.Es soll jetzt nicht so wirken als haette mich schon dort meine begrenzte gute Laune an diesem Tag verlassen, nein es war erst der Anfang. Wer mich kennt kann sich annaehert vorstellen welche Gesichtszuege langsam zum Vorschein kamen...Aber nun zu dem Teil des ersten Tages welcher mir die Hoerner auf die Stirn zauberte.Gegen Ende des ersten nicht wirklich leichten und auch nicht amuesanten ersten Tages als sich drei Blasen auf meinen Haenden ihren Weg ans Licht der Welt bahnten konnte ich es langsam nicht mehr ertragen dass, wir hatten auch noch einen Traktoristen (59 Jahre alt, gebuertiger Milduraner und auch nicht viel mehr als diese Weltstaqdt im Leben gesehen) welcher den Wassertank von a nach b bewegte, dieser doch all zu freundliche Australierer nichts besseres zu tun hatte als den ganzen Tag zu grinsen egal wo er hin sah.


Nun bitte ich euch mal kurz die Augen zu schliessen und euch in folgende Situation zu versetzen.

...Ihr steht den ganzen Tage bei gefuehlten 35 Grad in der Sonne, bohrt Loecher (bei 50% trefft ihr auf Steine), habt nach 6 von 8 zu arbeitenden Stunden blasen an den Haenden, um euch herum die hartneckigsten Fliegen die ich bis jetzt erlebt habe (welche ununterbrochen versuchen euch in die Augen zu krabbeln), eure Motivation sinkt in den Negativbereich und ihr schaut nach vorn und das Einzige was ihr seht ist dieser ins Alter gekommene Australier der euch den ganzen Tag angrinst...


Welcher Gedanke geht euch dabei durch den Kopf?

Richtig... toeten...

Obwohl meine Mimik eindeutige Signale gab aenderte es nichts an dem Gesichtsausdruck des Traktoristen welcher nur streckenweise eher sporadisch, wenn er kurz vorm wegnicken war mal von seinem Gefaehrt stieg um seiner eigentlichen Zweitaufgabe nachzugehen und uns die Arbeit zu erleichten indem er den zu bohrenden Boden per Schaufel ebnette.
Soviel zum Arbeiten, aber man gewoehnt sich ja an alles und man soll sich ja auch nicht beschweren denn es geht wohl auch noch schlimmer (um mir dies vorzustellen fehlte mir am ersten Arbeitstag dann wohl doch ein wenig die Fantasie).

Noch ein kleiner Zusatz zum Herbergsvater, dem ganz netten, welcher uns nachdem wir am Mittwoch zu Freitag auscheckten wie nach vorliegender Hausordnung gefordert, im Laufe der darauffolgenden fuenf Minuten von dem aushaengenden Arbeitsplan strich.Kurz zur Erklaerung oder auch zur Bedeutung dieser Tat, welche fuer uns nichts aenderte da wir gluecklicher Weise im Besitz eines Fahrzeuges waren. Mit dem Streichen von Namen wurden auch die Plaetze in den Kleinbusen die einen zur Farm fuhren wenn man kein Auto hatte neu vergeben, das heisst man hat zwar bis Freitag das Hostel bezahlt, doch man durfte oder konnte nicht bis zu diesem Tag arbeiten. Mies, aber mit Backpackern kann man's ja machen...


Soviel zur Sklaventreiberei in Mildura, da wo die Welt noch in Ordnung zu seien scheint...

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